Hubzilla-History

Möchte man nicht nur einen historischen Abriss der Entwicklung von Hubzilla haben, sondern auch verstehen, aus welcher Intention es entstand und was es leisten kann, sollte man sich mit dem Schöpfer dieser Software, Mike Macgirvin, befassen.

Mike Macgirvin ist ein technikbegeisterter und umtriebiger Software-Entwickler. Sein Lebenslauf ist beeindruckend, denn er ist an vielen Dingen beteiligt gewesen, welche wir heute im Netz für ganz selbstverständlich halten (z.B. IMAP). Er hat am Protokoll und System der E-Mails mitgewirkt und war z.B. für die NASA tätig, für die er einen E-Mail-Client und eine Forums-Software schrieb, er entwickelte Messaging-Systeme für Netscape und leitete eine Gruppe bei Sun und AOL, welche Groupware und Kommunikationsserver entwickelt haben.

Im Jahr 2010 wandte er sich einerseits frustriert von Facebook ab (er war insbesondere besorgt über den Stellenwert der Privatsphäre in diesem Netzwerk) und musste feststellen, dass es keine adäquate Alternative zu diesem Social-Media-System gab. Es gab Status.net, das eher den Bereich von Twitter bediente und Diaspora, das sich selbst als Facebook-Alternative sah, aber aufgrund der Konzeption (reines Hobbyprodukt) die Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Und so entwickelte er das Protokoll DFRN (Distributed Friends and Relations Network), welches die grundlegende Konzeption für das Herstellen von Kontakten und die serverübergreifende Kommunikation erlaubte und einen Schwerpunkt auch auf Datenschutz legte. Kernpunkte waren die authentifizierte Leitung zwischen Kommunikationspartnern, die sicherstellte, dass an beiden Enden auch der Nutzer steht, der er vorgibt, zu sein, und das "Magic Auth", mit welchem es möglich ist auf Inhalte der Servers eines anderen Nutzers (sofern er diese freigegeben hat) zuzugreifen, ohne einen Account dort zu haben (eine der Funktionen, die auch heute noch die besonderen Fähigkeiten von Hubzilla ermöglichen). DFRN wurde am 2. Juli 2010 veröffentlicht.

Auf Basis dieses Kommunikationsprotokoll basierte dann auch seine Social-Network-Software namens "Mistpark". Innerhalb kürzester Zeit wurden das Föderieren mit OStatus implementiert, RSS-Feeds und E-Mail eingebaut und es wurden Schnittstellen zu Facebook, Twitter und Google bereitgestellt.

Ende 2010 wurde die Software in "Friendika" umbenannt, und Anfang 2011 kam dann auch die Möglichkeit zum Föderieren Mit Diaspora dazu. Ende 2011 wurde Friendika dann schließlich in "Friendica" umbenannt.

Im Jahr 2012 stellte Mike dann für sich selbst fest, dass Friendica niemals das Zeug dazu haben würde, eine echte akzeptierte Alternative zu Facebook zu sein. Seine Grundsätzliche Idee war ohnehin, ein System zu schaffen, welches hochintegrierte, datenschutzfreundliche und dezentralisierte Dienste ermöglicht, also ein dezentrales, sicheres CMS. Deshalb begann er mit der Entwicklung eines neuen Kommunikationsprotokolls: Zot, das im Juli 2012 vorgestellt und veröffentlicht wurde. Er entwickelte auf Grundlage von Zot ein neues System mit dem Namen "red" (Spanisch für "Netzwerk"), welches eher eine Groupware und ein CMS-System mit Cloud-Diensten darstellte, aber immer noch die Social Network Komponenten enthielt. Es wurden Blogging-Funktionen, WebDAV, CalDAV und CardDAV sowie eine Reihe von Content- Management-Tools hinzugefügt. Hubzilla, welches damals noch nicht so hieß, war geboren. Das System wurde dann in "Redmatrix" umbenannt, weil es bei Websuchen aufgrund des "Sammelbegriffs" red unter ferner liefen auftauchte und kaum gefunden wurde. Ein herausragendes Merkmal von red/Redmatrix war die nomadische Identität, welche Umzüge von einem Server zum nächsten nicht nur vereinfachte, sondern auch das gleichzeitige Betreiben von automatisch synchronisierten Klonen auf verschiedenen Servern ermöglichte. Damit gab es eine unschlagbare Ausfallsicherheit, denn wenn einer der Server nicht zur Verfügung steht, kann man, ohne Verluste, mit der Identität auf einem anderen Server weiterarbeiten. Schlecht funktionierende Import-/Export-Funktionen für einen Umzug wurden überflüssig. Das, in Verbindung mit der Magic Auth Funktionalität, machte red/Redmatrix zu dem flexibelsten System, das es gibt.

Nebenbei: Ende 2012 erblickte ActivityPump, welches später in ActivityPub umbenannt wurde, das Licht der Welt. Im Vergleich zu Zot war es wesentlich "chaotischer" und bei weitem nicht so leistungsfähig.

Im Jahr 2015 stellten Mike Macgirvin und das Team um Redmatrix fest, dass ihr Projekt aufgrund schlechter Marketingentscheidungen (schlechte Kommunikation der Projektziele) kaum wahrgenommen wurde. Es wurde diesbezüglich ein Neustart vollzogen und das Projekt, weil der alte Name durch die Fehler der Vergangenheit verbrannt war, in "Hubzilla" umbenannt. Mike trat Anfang 2015 als aktiver Koordinator des Projekts zurück und übergab die Leitung an die Gemeinschaft. Er blieb aber weiterhin als Hubzilla-Entwickler aktiv.

Am 16. März 2016 erschien dann Mastodon, welches damals noch auf dem OStatus-Protokoll besierte. Zu diesem Zeitpunkt war Hubzilla fast vier Jahre alt. ;-)

Am 18. Juli 2017 wurde, zusätzlich zum Basis-Protokoll Zot, auch ActivityPub als Kommunikationsprotokoll zur Interaktion mit anderen Diensten in Hubzilla implementiert. Am 3. September zog Mastodon dann nach und wechselte zu ActivityPub.

Am 17. August 2018 wurde Zot6 veröffentlicht und Mike wandte sich neuen Projekten zu (Zap). Zot6 wurde am 20. Februar 2019 in Hubzilla übernommen.

Die Entwicklung von Hubzilla geht aktuell noch immer ununterbrochen weiter. Im März 2024 erschien die Hubzilla-Version 9.


tl;dr

Die Geschichte von Hubzilla reicht bis in den Juli 2012 zurück.

  • Juli 2012: Das Zot-Protokoll wird veröffentlicht; Macgirvin veröffentlicht red / Redmatrix auf Basis von Zot

Damals verließ Mike Macgirvin das Friendica-Projekt und begann mit der Entwicklung von Zot und einem neuen Basisprojekt namens red (Spanisch für "Netzwerk"). Ziemlich schnell wurde red in Redmatrix umbenannt, um in Suchmaschinen eindeutiger gefunden werden zu können.

Damit aus dem Konzept von Redmatrix zeitnah eine funktionierende und nutzbare Serversoftware entstehen konnte, wurde eine Auszeichnungssprache für Webseiten unter dem Namen Comanche entwickelt. Mit dieser konnte man eine Seite auf der Grundlage von bbcode-Tags beschreiben und erzeugen lassen.

  • Oktober 2012: ActivityPump wird veröffentlicht
  • September 2014: Aus ActivityPump wird ActivityPub
  • Frühjahr 2015: Redmatrix wird in Hubzilla umbenannt

Anfang 2015 nahm das Interesse an Redmatrix, nicht zuletzt wegen des mangelhaften Marketings, ab. Das Team um Redmatrix einigte sich auf einen Neustart unter dem neuen Namen Hubzilla. Es gab neben der neuen Identität auch einen neuen Schwerpunkt, nämlich das erstellen von Community-Webseiten, die miteinander verknüpft sind, als Teil einer globalen Gemeinschaft. Mike trat als aktiver Koordinator des Projekts zurück und übergab die Leitung an die Gemeinschaft, er blieb aber weiterhin als Hubzilla-Entwickler aktiv.

  • Im Jahr 2016 gab es Umstrukturierungen, welche verschiedene Server-Rollen ermöglichten, dies aber bei gleichbleibender Code-Basis.

  • Juli 2017: Hubzilla unterstützt nun auch ActivityPub

Im Juli 2017 hielt die Unterstützung von ActivityPub Einzug. Bei Mastodon geschah das zwei Monat später, im September.

  • August 2018: Zot6 wird veröffentlicht
  • Februar 2019: Hubzilla übernimmt Zot6

Im August 2018 wurde Zot6 veröffentlicht, welches im Februar 2019 von Hubzilla übernommen wurde.

  • März 2024: Die aktuelle Hauptversion 9 von Hubzilla wird veröffentlicht

Im März 2024 erschien Hubzilla 9 mit etlichen Verbesserungen "unter der Haube" und Features, die eine Einbindung des inzwischen vielfältigen Fediverse auf Basis von ActivityPub verbessern.